Mit Slow Tourism wird zunehmend eine langsamere, bewusstere und nachhaltigere Form des Reisens populär, die sich gegen das reine „Abklappern“ von Highlights und Hotspots wendet und den Fokus stattdessen auf das intensive Genießen des jeweiligen Moments legt. Damit ist Slow Tourism eine eindeutige Abkehr von der zurzeit noch vorrangig praktizierten Art des Reisens – die bei vielen Urlaubern nicht Erholung, sondern das Gegenteil bewirkt. Grund: Mit dem Ziel, jede Sehenswürdigkeit nicht nur gesehen, sondern auch ein perfektes Bild davon bei Instagram hochgeladen zu haben, ist der Urlaub keine Auszeit, sondern Performance. Und wird damit zum nächsten Stressfaktor. Ganz schön anstrengend!
Slow Tourism:
Langsam reisen - der Urlaub beginnt bereits mit der Anreise
Intensiv erleben - die Reise jeden Moment wahrnehmen
Bewusst genießen - auch Kleinigkeiten schätzen
Entspannung statt Anspannung ist dagegen das wichtigste Ziel von Slow Tourism. Es geht nicht darum, möglichst viel zu sehen und zu erleben, sondern möglichst bewusst wahrzunehmen und zu genießen. Beschränken Sie sich beispielsweise bei einer Rundreise auf weniger Stopps und längere Aufenthalte, können Sie im Slow-Motion-Modus jede Destination intensiv erfahren – so lernen Sie nicht nur die Sehenswürdigkeiten, sondern auch das oft noch viel interessantere Alltagsleben Ihres Reiseziels kennen. Gleichzeitig bedeutet Slow Tourism jedoch keinesfalls, dass die on the road verbrachte Zeit möglichst kurz sein muss – im Gegenteil: Auch der Entschluss, mit der Eisenbahn oder dem Schiff zum Urlaubsziel zu reisen, anstatt zu fliegen, ist Slow Travelling. Der Weg ist das Ziel, die Reise nicht notwendiges Übel, sondern Bestandteil des Urlaubsgenusses.
So vielseitig ist Slow Travelling
Fasten im Kloster oder kulinarisches Genießer-Wochenende, Almwanderung oder Yoga-Kurs am Strand – Slow Tourism und Slow Travelling lassen sich an den unterschiedlichsten Destinationen und in vielfältigen Formen erleben. Ausschlaggebend ist weniger das Wo und Was, sondern das Wie: nämlich langsamer, bewusster, nachhaltiger.
Für viele Reisende zählt ein möglichst naturnaher Urlaub zum Konzept von Slow Tourism. Fühlen Sie sich davon angesprochen, dann könnte ein Camping-Abenteuer fernab der ausgetretenen Pfade das Richtige für sie sein. Auch auf einer wenig besuchten Insel oder in unzugänglichen Regionen stellt sich das ersehnte Gefühl der Abkehr vom Alltagsstress schneller ein als im Großstadtdschungel, am viel besuchten Jetset-Strand oder in der Szene-Bar. Eine Bergbesteigung, ein Dschungel-Trek oder ein Ausflug in die Wüste eignen sich ideal für konditionsstarke Urlauber, die Slow Travelling erleben möchten.
Eine seit Jahrzehnten beliebte Form von Slow Tourism ist eine Pilgerwanderung auf dem Jakobsweg in Spanien. Von den Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela führt Sie diese traditionsreiche Route, auf der Sie die Landschaft auf Schritt und Tritt und ohne Autofenster erleben. Der Pilgerweg ist (nicht nur) für gläubige Christen Spiritual Travelling und Slow Tourism zugleich
Ausschlaggebend ist weniger das Wo und Was, sondern das Wie
Der spanische Jakobsweg
Slow Tourism – Reisen ohne Stress und mit viel Genuss
In Italien genießt das Konzept von Slow Tourism bereits seit einiger Zeit hohe Popularität – nicht umsonst wurde hier der gleichnamige Verband gegründet. Zudem ist 2019 zum Jahr des Slow Tourism in Italien ausgerufen worden: Nutzen Sie die Gelegenheit, faszinierende Reiseziele wie Kalabrien, das Cinque Terre oder Piemont in Norditalien mit allen Facetten kennen und lieben zu lernen. Die letztgenannte Destination ist übrigens die Wiege der mit Slow Tourism eng verwandten Idee des Slow Food, von der Sie sich beim Genuss regionaler Köstlichkeiten wie des hier angebauten Barolo-Weins oder der weltberühmten Piemonteser Haselnüsse und Trüffel ebenfalls überzeugen lassen können.
Auch in Deutschland finden sich diverse Urlaubsideen für entschleunigtes, genussreiches Reisen. Wie wäre es beispielsweise mit einer Radwanderung auf einer der berühmten Weinstraßen, etwa entlang des Rheins? Verweilen Sie nach Lust und Laune in idyllischen Winzerdörfern, spazieren Sie durch malerische Weinberge und erfreuen Sie sich am gemütlichen Beisammensein bei edlen Tropfen und regionalen Spezialitäten. In Österreich erkunden Anhänger von Slow Tourism in gemütlichem Tempo alte Schlösser und kosten den neuen Wein in den traditionellen Buschenschenken, zum Beispiel im Burgenland oder in der Steiermark.
Slow Tourism und Slow Food sind eng miteinander verbunden
Unsere Empfehlungen für Genussreisen:
Ganz gleich, wo Sie die entschleunigte Art des Reisens ausprobieren wollen: Essenziell dafür, dass die Auszeit vom Alltag wirklich entstresst gelingt, ist, das Handy auszuschalten (zumindest für entsprechend lange Intervalle). Um wirklich zur Ruhe zu kommen, sollten wir uns der Anforderung der permanenten Erreichbarkeit entziehen und mehr im Hier und Jetzt, in der tatsächlichen Umgebung leben – Digital Detox lautet das Schlagwort, das sich selbstverständlich nicht nur aufs Smartphone, sondern auch aufs Tablet, auf den Laptop und den Fernseher bezieht.